Unser Ziel ist, die beiden Taubenschläge so bewirtschaften zu können, dass sie möglichst rasch besiedelt werden. Die aktuelle Anordnung der Verwaltung ist dazu ungeeignet, bzw. kontraproduktiv. Unsere Argumente, die wir vor 6 Monaten in einem Brandbrief an die Verwaltung formuliert haben, wurden nicht wahrgenommen. Deswegen mussten wir jetzt etwas unternehmen. Der Rechtsbehelf unserer Ausnahmegenehmigung sieht leider ausschließlich den Weg der Klage vor. Das ist eine große emotionale und finanzielle Hürde und wir haben uns das anders gewünscht. Wir hoffen aber, dass wir so der erfolgreichen Besiedelung der Taubenschläge ein Stück näher kommen.

Ja, die Stadt Lüneburg hat zwei Taubenschläge für das tierschutzgerechte Taubenmanagement aufgestellt – den ersten schon im Dezember. Wir haben Ende April die Schlüssel dafür bekommen und den Betrieb vorbereitet, d.h. die Einrichtung besorgt und die Locktauben ausgesucht und eingesetzt. Eröffnet wurde der Schlag am Stint am 14. Juli 2023; der Schlag an der Kreuzung am 29. August 2023. An der Kreuzung kommen wir gut voran. Es finden sich die Tauben vom Sande dort zum Futtern ein und auch schon, um sich auszuruhen. Am Stint haben wir das Problem, dass es dort viel zu hektisch für die Tiere ist.

Wenn man die Tiere den Taubenschlag einfach selber finden lässt, kann das bis zu 2 Jahren dauern. Da wir aber schneller sein wollen, werden wir Locktauben einsetzen und zusätzlich einen Teil des Schlages öffnen. So hoffen wir, dass nach 6 bis 9 Monaten die erste richtige Besiedelungsphase beginnt und sich die Anzahl der Tauben ab da stetig erhöht.

Am Sande werden wir im Frühjar die ersten Erfolge spüren. Am Stint ist es noch ungewiss und hängt von dem Ausgang der Gespräche ab. Um alle Tauben unter Kontrolle zu bekommen, brauchen wir momentan 8 Schläge. Um die Population zu deckeln würden wir gern ein Medikament einsetzten, das die Fruchtbarkeit verhindert – eine Taubenpille sozusagen (Ovistop/kein Hormon). Das ist einer der zwei tierschutzgerechten Wege, die Population in den Griff zu bekommen.

Auf zweierlei Art: Wir werden die Schläge in einen offenen und einen geschlossenen Part unterteilen. In den geschlossenen kommen für wenige Wochen Locktauben. Der offene ist von Anfang an für interessierte Tiere zugänglich.
Durch Neugier: Tauben sind immer auf der Suche nach Nistmöglichkeiten. Auf den Einflugbrettern des offenen Bereichs wird eine Kleinigkeit Futter liegen. Und innen sind andere Tauben zu sehen.
Durch Vorleben: Wir werden in den Schlägen Locktauben einsetzen, die sich dort einige Wochen häuslich niederlassen und Nester bauen dürfen. Wenn zwei Küken geschlüpft sind, wird der Einflug geöffnet und die Tauben können ihre Umgebung erkunden. Sie werden auf jeden Fall wieder kommen, weil sie gute Eltern sind und ihre Kinder nicht allein lassen. Mit ihren Erkundungsflügen machen sie Werbung für den Schlag und ziehen andere Tauben mit.
Insgesamt ist das für Stadttauben ein sehr verlockendes Angebot.

Das sind Stadttauben, die wir in Lüneburg verletzt aufgenommen haben und die geheilt und munter wieder in die Freiheit dürfen, nachdem sie sich in den Taubenschlägen niedergelassen haben.

Nein, sicher nicht. Schon als wir 2019 mit dem Projekt begonnen haben, haben wir einen Bedarf von 5 Taubenschlägen ermittelt, heute sind wir bei 8 Schlägen.

_{Grafik: Stadttauben Lüneburg e.V. September 2022}

_{Weiße Zahlen: Anzahl der nachgewiesenen Stadttauben}

_{Hellen Flächen: Einzugsgebiete der Taubenschläge}

_{Blaue Kästchen: Taubenschläge}

_{Pinkfarbene Punkte: Beschwerden der Anwohner*innen}

Nein. In unsere Taubenschlag-Container können Mäuse nicht rein, weil es dort keinen Durchschlupf gibt und sie sich nicht durchnagen können.

Das ist eine weit verbreitete Annahme, befördert von einem Schweizer Biologen: "Oben Futter rein – unten Eier raus“. Er vertritt seit Jahrzehnten die Auffassung, "Tauben wird man nur durch Nahrungsentzug los“. 
Tatsache ist, dass alle Stadttauben von Zuchttauben abstammen – wir sie also genau so gezüchtet haben, wie sie jetzt sind: sehr fruchtbar. Bei Licht betrachtet sind deswegen wir dafür verantwortlich, ihre Fruchtbarkeit wieder einzuhegen – auf tierschutzgerechte Art und Weise durch Tausch der Gelege. Deswegen brauchen wir Taubenschläge, um dort die Population effektiv zu kontrollieren – und keine markigen Sprüche.

Diese These stammt von einem Schweizer Wissenschaftler, der von Fachkundigen auch als "Trump der Biologen" bezeichnet wird. Er hat schon vor Jahrzehnten erkannt, dass emphatische Menschen seinen finanziellen Interessen im Wege stehen und konsequent Tierschützer*innen in Misskredit gebracht. Seine knackigen Behauptungen haben sich in vielen Köpfen festgesetzt und dienen bis heute als Rechtfertigung von Verordnungen, die das Füttern von Tauben verbieten. Unserer Ansicht nach ist seine Aussage an Zynismus nicht zu überbieten. Sie hat er unfassbar viel Leid bei den Tieren verursacht und Menschen in Gewissensnot gestürzt.

Ganz im Gegenteil ist unsere Erfahrung aus drei Jahren Tauben-Lock-Aktion, dass die tierschutzrelevanten Fußverletzungen der Tauben massiv zurück gingen, seit die Tiere nicht mehr stundenlang auf den Straßen nach Futter suchen müssen. Wir haben jetzt einen Zustand, dass weniger als 1% der Lüneburger Tauben entzündete, bzw. abgestorbene Zehen haben. In Städten, die ausschließlich auf das Fütterungsverbot setzen, ist der Prozentsatz der geschädigten Tiere zwischen 25 und 30 %. Wir haben also sehr viel Leid verhindert.

Das wird gern so gesehen, weil diese Behauptung uns Menschen von der Verantwortung befreit. Tatsächlich ist es so, dass Tauben reine Körnerfresser sind. In den Städten gibt es keine Körner. Selbst wenn man annehmen würde, dass sie von weggeworfenen Brötchen leben könnten, braucht eine Taube im Winter ein ganzes Brötchen (entspricht 50 g Körnerfutter). Wenn Sie 5 Tauben auf dem Dach haben, müssten also im Dezember jeden Tag auch 5 Brötchen dort liegen. Wir kennen keine Stadt, in der das der Fall ist.

_{Foto: Ralph/Pixabay}

Ja, unser Mitmenschen werfen viel weg, auch viel Lebensmittel. Aber jeden Morgen, oft schon vor Sonnenaufgang, fahren die Mitarbeiter der Stadtreinigung los und säubern die Stadt. Und sie machen einen guten Job – da bleibt nichts liegen. 

_{Foto: Vollelektrische Kehrmaschine/Hansestadt Lüneburg}

Theoretisch ja, praktisch nein.

1) Woher sollen sie wissen, wo es dort frisch bestellte Äcker gibt.

2) Sollten sie so einen Acker finden, wäre in kürzester Zeit das Saatgut weg und ein Jäger informiert ... und das könnte man den Landwirt*innen nicht verdenken, da sie ihre Arbeit schützen wollen.

Also eine völlig weltfremde Idee.

_{Foto: Albrecht Fietz/Pixabay}

Nein, ganz im Gegenteil – Futterstellen sind saubere Plätze. Zum einen, weil wir den Platz vor der Fütterung von Glasscherben und Zigarettenstummeln säubern, zum anderen, weil wir nach dem Füttern fegen, um mögliche Futterreste aufzunehmen. Damit verhindern wir, dass sich kleine Nagetiere dort ansiedeln. 

_{Foto: Stadttauben Lüneburg e.V.}

Gelassen bleiben. Wenn Sie ein Herz für Vögel haben und ihnen mit Futter und Wasser helfen, können Sie vielleicht auch Tauben als hilfsbedürftige Vögel wahrnehmen. Wenn Ihnen das nicht möglich ist, bleibt nur, die Futterstelle für alle Vögel zu schließen.

Die Stadttauben sind Nachkommen von Felsentauben. Deren Ursprungsgebiet liegt u.a. im östlichen Mittelmeerraum. Die wilde Felsentaube hat nie in Deutschland gelebt. Da sie aber auch kein Zugvogel ist (sie bleibt ihr Leben lang dort, wo sie aus dem Ei geschlüft ist), stellt sich die Frage: "Warum ist sie hier?"

Ein Blick auf dem Brieftaubensport kann Auskunft geben. Jedes Jahr werden in Deutschland 3 Millionen Brieftauben in die Wettkämpfe geschickt. Eine wissenschaftliche Studie weist nach, dass dabei mehr als jede zweite Taube nicht in den Heimatschlag zurückkehrt. Das ist erschreckend, weil wir hier von 1.7 Millionen Tieren reden – pro Jahr. Dr. Warzecha geht davon aus, dass 90 % dieser armen Geschöpfe vor Erschöpfung sterben. So bleiben 170.000 Tauben, die in den rund 700 deutschen Städte landen und dort versuchen zu überleben. Das sind sie, die Vögel die unsere Fußgängerzonen bevölkern.

Unsere Stadttauben brüten alle zwei Monate. Sie legen immer zwei Eier und brüten 18 bis 21 Tage bis die Küken schlüpfen. So können also im Jahr theoretisch 12 Küken das Licht der Welt erblicken. Die Tauben können das nicht beeinflussen, weil wir das durch Zucht in ihren Genen so festgeschrieben haben. Es ist also nicht so wie bei Wildtieren, bei denen schlechte Umweltbedingungen zu weniger Nachwuchs führen. Unsere Stadttauben haben wir dazu verdammt, immer und immer Eier zu legen.

Wenn es kein Futter gibt, verhungern die Küken. Das ist kein "natürlicher Vorgang", sondern die "billigste" Methode, die Population zu deckeln. Verhungern ist ein schmerzhafter Prozess, der bei Küken bis zu 12 Tagen dauern kann. Wir halten das für den falschen Weg. Viel einfacher und dem Tierschutzgesetz entsprechend wäre es, die wilden Brutplätze zu schließen. Also die Dachbodenfenster zu schließen, kaputte Ziegel und fehlende Mauersteine zu ersetzen. In Eiern, die nicht bebrütet werden können, kann sich kein Embryo entwickeln.

Unsere Erfahrung: Eine unserer ehemaligen Futterstellen befand sich in einem Gebiet mit relativ neuen Häusern, dichten Dächern, belebten Balkonen. Dort blieb die Population über die drei Jahre der Lock-Fütterung gleich, d.h. keine wilden Brutplätze – kein Nachwuchs.

Wir haben die Stadttauben seit Beginn des Projekts gezählt. Dazu wurden sie an den Futterstellen fotografiert und anschließend die Individuen auf den Fotos gezählt. Da sich die Tauben jeden Tag an den Plätzen einfanden, lies sich die Bestandsentwicklung recht genau nachvollziehen.

Diese kontrollierten Futterstellen durfte unser Verein jedoch ab Mitte 2022 nicht weiter betreiben. Deswegen ist uns eine seriöse Bestandszählung aktuell nicht möglich.

Nein. Denn in Bäumen können nur Wildtauben brüten. Stadttauben können dort keine Nester bauen. Es handelt sich also um Ringeltauben (wie auf dem Foto) – diese Tiere dürfen nicht gestört und ihre Nester müssen geduldet werden.

_{Foto: Manfred Richter/Pixabay}

Artgerecht ernährte Stadttauben produzieren kleine, geformte Kothäufchen. Als reine Körnerfresser riecht der Kot kaum. Unsere Abneigung gegenüber dem Taubenkot kommt davon, dass viele FakeNews darüber im Umlauf sind. (Vor die Wahl gestellt, entweder eine Katzentoilette oder einen Taubenschlag zu reinigen, würde ich persönlich mich immer für den Taubenschlag entscheiden.)

Das ist ziemlich einfach, weil Taubenkot wasserlöslich ist. Also gleich nach dem Malheur aktiv werden oder angetrocknete Kothäufchen mit Wasser einweichen. Aufpassen müssen Sie je nach Untergrund: bei lackierten Flächen wischen Sie die Kothäufchen vorsichtig mit einem weichen Tuch weg, auf Mauerwerk dürfen Sie mit einer Bürste dran. Nochmals mit Wasser nachspülen und das war’s.

Beide Behauptungen wurden jüngst dem größten Schädlingsbekämpfer Deutschlands per Gerichtsbeschluss verboten. Bei Zuwiderhandlung droht eine Strafzahlung von bis zu 250.000 €. Sie können also ganz beruhigt diese FakeNews vergessen.

Wenn Tauben in Ihrem Baum brüten, handelt es sich um Ringeltauben. Das sind Wildtauben, die dem Artenschutzgesetz unterliegen und nicht gestört werden dürfen.

Unser Tipp (auch wenn’s schwer fällt): stellen Sie Ihre Gartenmöbel so auf, dass die Tauben sie nicht treffen können. Ein Stück Pappe unter den Klecksereien erspart Ihnen viel Reinigungsarbeit. (Macht man bei Schwalbennestern ja auch so.)

Ringeltauben sieht man meistens auf Wiesen nach Futter suchen. Sie haben ein breites Nahrungsspektrum: von Knospen über Eicheln zu Getreide, von Insekten über Schnecken zu Würmern. Deswegen ist ihr Kot weicher, bzw. weniger geformt als der von Stadttauben.

_{Foto: Innviertlerin/Pixabay}

Greifvögel fressen gern Tauben – insbesondere Habicht und Wanderfalke. Manchmal machen sich auch Mäusebussarde und Turmfalkenweibchen groß und nehmen es mit einer Taube auf. (Meist reicht das aber statt zum Töten nur dazu, die Tauben schwer zu verletzen.) Man kann den Greifvögel ihre Nahrungsbeschaffung nicht verübeln, sie ist aber keine Problemlösung. Abgesehen davon, dass man kein Tier auf ein anderes hetzen darf, ist das „Taubenproblem“ ein menschengemachtes Problem und deswegen müssen auch wir Menschen es lösen.

_{Foto: Thorsten Schulze/Pixabay}

Nein. Stadttauben unterliegen nicht dem Jagdrecht und dürfen nicht geschossen werden. Wohl aber gilt für sie das Tierschutzgesetz und das schreibt vor, dass man immer das mildeste Mittel anwenden muss, wenn man ein Problem mit diesen Tieren hat – in dem Fall bedeutet das betreute Taubenschläge.